Corona: Die Lage in unseren Projekten
Im Sommer dieses Jahres wurden auch in unseren Projektländern die Ausgangssperren gelockert, wodurch wir unsere medizinische Arbeit wieder ausweiten konnten. Neben den verlässlichen lokalen Mitarbeitenden halten unsere Langzeitärzte Tobias Vogt und Gerhard Steinmaier in Kalkutta und auf Luzon die Stellung. Zur Überbrückung der Zeit, bis wir wieder ehrenamtliche Einsatzärztinnen und -ärzte entsenden können, haben wir zudem lokale Mediziner eingestellt, um unsere medizinische Hilfe so gut es geht fortzusetzen. Außerdem unterstützen wir noch immer besonders bedürftige Menschen mit Lebensmittelpaketen oder warmen Mahlzeiten, wenn der Hunger zur Bedrohung wird. Aus einigen Projekten möchten wir näher berichten:
Indien: Die Pandemie hat auch das Gesundheitssystem verändert
„Indien wurde unversehens zum Zentrum der Corona-Pandemie, und das hatte und hat bis heute profunde Auswirkungen auf das Gesundheitssystem des Landes und auf die Chance vieler Patienten, ihre Krankheit in den Griff zu bekommen“, berichtet Langzeitarzt Tobias Vogt aus Kalkutta. In Indien infizierten sich viele Ärzte und Krankenschwestern mit dem Coronavirus, zahlreiche von ihnen starben auch daran. Ganze Stationen wurden unter Quarantäne gestellt oder geschlossen. Viele Patienten mit anderen Krankheiten als Covid-19 fanden in den staatlichen Krankenhäusern und Ambulanzen keine Ansprechpartner mehr, Operationen wurden abgesagt oder mehrere Monate verschoben. Wir freuen uns daher über jeden Patienten, den wir behandeln können – auch wenn die Arbeit für das Team unter den strengen Schutzmaßnahmen bestehend aus Maske, Haube, Kittel und Handschuhen bei der Hitze extrem anstrengend ist.
Bangladesch: Viele schwerkranke Patienten in unserer Ambulanz in Dhaka
In Dhaka sind die Patientenzahlen in unseren Ambulanzen sehr hoch: Die einheimischen Mediziner behandeln zwischen 80 und 100 Patienten pro Tag. Auffällig ist, dass mehr Schwerkranke die Sprechstunden aufsuchen. Scheinbar warten die Menschen sehr lange, bevor sie medizinische Hilfe aufsuchen. Auch die Zahl der Schwangeren ist auffallend hoch – eine Tendenz, die wir in mehreren Projekten beobachten. Da die Ausstattung der staatlichen Krankenhäuser nicht gut ist und diese zudem momentan stark überfüllt sind, möchten viele Schwangere zu Hause entbinden. Das Team vor Ort klärt daher verstärkt über die Risiken einer Hausgeburt auf und unterstützt die schwangeren Frauen so gut es geht.
Philippinen: Taifune verschärfen die Situation
Im Frühjahr schien die Corona-Pandemie auf den Philippinen zunächst gut eingedämmt zu sein. Ab Juli stieg jedoch auch dort die Zahl der Infizierten stark an. Die Regierung antwortete mit regionalen Lockdowns, so dass die Touren der „Rolling Clinic“ zum Teil verschoben oder abgesagt werden mussten. Doch das Team vor Ort ist hochmotiviert und dankbar, überhaupt wieder arbeiten zu dürfen. Unsere Hilfe ist aktuell wichtiger denn je, denn viele alternative Anlaufstellen sind aufgrund der Pandemie geschlossen. In den vergangenen Wochen haben zudem gleich mehrere Taifune die Ostküste Mindoros getroffen und große Schäden angerichtet: Straßen und Brücken wurden an vielen Orten zerstört, Ernten weggespült und die einfach gebauten Häuser der Einheimischen hielten den Naturgewalten nicht stand. Hilfe ist dringend nötig, denn die Lage der Menschen ist dramatisch: Sie litten schon vor dieser Naturkatastrophe unter den Auswirkungen der Corona-Pandemie und hatten kaum zu essen. Wir reagieren kurzfristig auf die Not der Menschen und stocken die ohnehin schon geplante Nahrungsmittelhilfe für 3.000 Familien auf, um ihnen über die schwere Zeit hinwegzuhelfen.