Taifun Rai wütet auf den Philippinen
Aufgrund der Corona-Pandemie haben laut UNICEF 247 Millionen indische Schulkinder seit fast zwei Jahren keinen Unterricht mehr. Onlineangebote funktionieren nicht für arme Familien. Die Mehrheit der ärmeren Schichten in Indien hat weder Zugang zum Internet, noch besitzt sie Endgeräte wie Computer oder Tablets. Die Sorge steigt, dass viele Kinder aus ärmeren Familien nie wieder auf die Schulbank zurückkehren werden. Denn seit den Schulschließungen übernehmen Kinder verstärkt Aufgaben im Haushalt oder nehmen gegen Bezahlung kleine Jobs an, um zum Familieneinkommen beizutragen. Dies trifft Mädchen stärker als Jungen und ist vor allem in ländlichen Regionen zu beobachten. Die Mitarbeitenden unseres Partners vor Ort, der Organisation Howrah South Point in Kalkutta, stellen fest, dass mit zunehmender Dauer der Schulschließungen das Interesse der Kinder an schulischen Inhalten abnimmt. Die Kinder vergessen schlichtweg, wie man lernt. Die meisten Eltern unserer Zielgruppe sind nicht in der Lage, ihre Kinder zu unterstützen. Sie haben selbst wenig Schulbildung erfahren und sind mit der Bewältigung des Alltags und der Versorgung der Familie mit dem Nötigsten ausgelastet. Dies ist eine sehr besorgniserregende Situation.
Gesundheitskräfte erkannten Bedarf und riefen Nachhilfetreffen ins Leben
Unsere Gesundheitskräfte in den Gemeinden haben die schwierige Lage der Kinder erkannt und sorgen nun für etwas Abhilfe. Vierzehntägig werden Nachhilfetreffen für Kinder angeboten, in denen sie sich für ein bis zwei Stunden mit dem Schreiben von Geschichten, Malen und anderen altersgerechten Aufgaben beschäftigen, beaufsichtigt und angeleitet von unseren Gesundheitskräften und jugendlichen Mädchen aus den Gemeinden. Unser Partner berichtet, dass die Treffen gut angenommen werden und jede Woche mehr Kinder kommen.
Das Beispiel verdeutlicht, wie gut der Primary Health Care-Ansatz in den Gemeinden verankert ist, und dass die ausgebildeten Gesundheitskräfte auf die Anliegen und Bedürfnisse der Menschen schnell reagieren. Seit 2017 existiert diese Projektkomponente in Kalkutta. Sie legt einen besonderen Fokus auf die Bedürfnisse von Frauen und soll auch die Gesundheitsversorgung und -vorsorge in den Dörfern verbessern. Verortet ist das Programm an drei von vier Standorten, an denen unsere Ärztinnen und Ärzte Sprechstunde in den Slumambulanzen anbieten: Diese sind Chengail, Bojerhat und Santoshpur.
Ausbildung von Gesundheitskräften aus und für die Gemeinden
Alles begann mit der Beobachtung, dass Menschen, die in Armut leben, nicht ausreichend in der Lage sind, die bestehenden staatlichen Gesundheitsdienste und Hilfsleistungen in Anspruch zu nehmen. Oftmals wissen sie nichts von den Angeboten, scheitern an bürokratischen Hindernissen oder können schlichtweg weder lesen noch schreiben. Seit 2017 fahren daher Sozialarbeiterinnen mit zu unseren Ambulanzstandorten, um die Patientinnen und Patienten zu beraten, aufzuklären und um Hilfestellungen beim Ausfüllen von Anträgen an Regierungsstellen zu geben.
Zusätzlich bilden wir Gesundheitskräfte in den Gemeinschaften aus, die unsere Patientinnen und Patienten wohnortnah beraten können und als Multiplikatoren dienen. Unterernährte Kinder, schwangere Frauen und alle Menschen mit Behandlungs- oder Beratungsbedarf können von ihnen identifiziert und an unsere Slumambulanz oder ein Krankenhaus weitergeleitet werden. Die Gesundheitskräfte ermutigen die Frauen auch, sich zu Frauengruppen in ihren Slumgebieten oder Dörfern zusammenzuschließen und sich als Solidargemeinschaft gegenseitig zu unterstützen. Die Gesundheitskräfte arbeiten in den Gemeinschaften, aus denen sie stammen, und sind daher permanent im Austausch mit der Zielgruppe. Zusätzlich zur Beratung werden auch sogenannte „Awareness-Camps“ zu Themen wie Familienplanung, Hygiene und staatliche Gesundheitsprogramme abgehalten. Seit Beginn des Projekts konnten 14 Gesundheitskräfte ausgebildet werden. Sie teilen ihr Wissen regelmäßig mit ungefähr 2.500 Frauen in den Gemeinden.