




Teeplantagen so weit das Auge reicht
Dunkelgrüne, dickblättrige Teesträucher bedecken die hügelige Landschaft wie einen Teppich. Teeplantagen, so weit das Auge reicht. Es ist schwül, nur hier und da spenden schlanke Bäume etwas Schatten. Das ist Srimangal, ein riesiges Teeanbaugebiet in Bangladesch nahe der indischen Grenze. Die meisten Menschen arbeiten dort als Teepflückerinnen bzw. Teepflücker. Die stundenlange Arbeit in gebückter Haltung geht in die Knochen – oft reicht die Nacht nicht aus, damit sich der Körper erholt. Viele Menschen leiden zudem an den Pestizid-Ausbringungen auf den Plantagen, denen sie ohne angemessene Schutzausrüstung ausgesetzt sind.
Und der Verdienst? Mit 1,10 Euro liegt das tägliche Durchschnittsgehalt deutlich unter der von der Weltbank definierten Armutsgrenze von 1,60 Euro. Eine ganze Familie muss damit auskommen, denn nur ein Mitglied darf regelmäßig auf der Plantage arbeiten.

Ein Leben in Abhängigkeit
Perspektiven, den widrigen Lebensumständen zu entkommen, gibt es kaum. Häufig haben bereits die Eltern auf der Plantage gearbeitet. Mit der Arbeit würden die meisten Menschen zudem ihr Zuhause verlieren, das sich zumeist auf dem Land der Plantage befindet. Die Plantagenbesitzerinnen und -besitzer tun leider wenig dafür, die prekären Lebensverhältnisse ihrer Angestellten zu verbessern. Es fehlt an sauberem Wasser, Toiletten, Elektrizität und angemessener medizinischer Versorgung. Die Folge: Offene Defäkation, die wiederum zur Verbreitung von Cholera oder Durchfallerkrankungen führt. Auch sind Unterernährung und Mangelernährung weit verbreitet, insbesondere bei Kindern und schwangeren Frauen.
Nach einem Projektbesuch in der Region im Jahr 2019 stand fest: Hier wollen wir helfen! Denn wir wissen: Die Abhängigkeit von den Teeplantagenbesitzern, die mangelnde Bildung und große Armut, Diskriminierung sowie die Abgeschiedenheit der Dörfer macht es den Menschen denkbar schwer, ihre Situation ohne Unterstützung zu verbessern.

Ausbildung von Gesundheitskräften
Wie auch in anderen Projekten in vornehmend ländlichen Regionen setzen wir auch hier auf die Ausbildung von Gesundheitskräften, um in den abgeschiedenen Regionen eine nachhaltig bessere Gesundheitsversorgung zu etablieren. 176 Gesundheitskräfte sollen in Kooperation mit Krankenhäusern der Regierung ausgebildet werden, die Hälfte davon zu Geburtshelferinnen. Um insbesondere lokale Frauen zu stärken und ihnen eine Bildung zu ermöglichen, wählen die Gemeindemitglieder die Gesundheitskräfte selbst aus.
Vier Monate dauert die basismedizinische Ausbildung, bei der die Verantwortlichen unter anderem lernen, akute Krankheiten zu behandeln und Impfungen durchzuführen. Außerdem werden sie in die Lage versetzt, bei Notfällen kompetent zu handeln. Die Geburtshelferinnen versorgen Frauen während der Schwangerschaft und nach der Entbindung und ermutigen ihre Schützlinge, für eine sichere Geburt ein Krankenhaus oder Geburtszentrum aufzusuchen. Eine Gesundheitskraft betreut jeweils 95 Familien. Als Anreiz, der Tätigkeit langfristig nachzugehen, erheben die Gesundheitskräfte eine geringe Gebühr.
Impfschutz spenden
Für durchschnittlich 20 Franken können 4 Kinder alle nach den WHO-Richtlinien empfohlenen Impfungen erhalten. Dazu zählen Polio, BCG, Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten und Hepatitis B.

Selbsthilfegruppen: Ein Weg in die Selbstständigkeit
Eine weitere wichtige Säule des Projekts ist der Aufbau von Selbsthilfegruppen. Die Gruppen sind entscheidend, um Frauen zu stärken und ihnen die Möglichkeit zu geben, sich eine eigene Existenz aufzubauen und somit unabhängiger von den Teeplantagenbesitzern zu werden. Benötigte Materialien – zum Beispiel für die Seifenherstellung oder den Gemüsegartenanbau – werden zur Verfügung gestellt. Die Frauen können mehrere Schulungen absolvieren und ein kleines Darlehen bei den Selbsthilfegruppen beantragen. Für das Startkapital werden Spargruppen gebildet.

Baumschulen und Hausgärten bieten sich für die Einkommensgenerierung ganz besonders an, denn die Frauen können ihre selbst gewonnenen Lebensmittel sowohl verkaufen als auch ihre Familie damit ernähren. Nach der Schulung erhalten sie hierfür Saatgut und Obstbaum-Setzlinge. Auf Brachflächen werden zusätzlich Bäume für Familien gepflanzt, die über kein Land verfügen. Die gute Nachricht: Diese Praxis wird von der Regierung von Bangladesch explizit begrüßt!
Ganzheitlicher Ansatz für nachhaltige Veränderungen
Zur Verbesserung der Gesundheitsstruktur zählt auch die Errichtung von Latrinen und Rohrbrunnen in 27 Dörfern. Durch Aufklärungsinitiativen sensibilisieren die Mitarbeitenden die Bevölkerung zudem für gesundheitsbewusstes Verhalten und bestärken sie, für ihre eigenen Rechte einzustehen. Lobbyaktivitäten motivieren die Regierung und Teeplantagenbesitzer, ihren Pflichten in Bezug auf die Bereitstellung von Infrastruktur in dem Projektgebiet nachzukommen. So wird aus den vielen Komponenten des Projektes eine Hilfe, die bleibt!
Unsere Hilfe im Überblick
- Ausbildung von Gesundheitskräften.
- Gründung von 40 Selbsthilfegruppen zur Unterstützung von 600 Frauen.
- Bereitstellung von WASH-Infrastruktur (50 Rohrbrunnen und Gemeinschaftslatrinen).
- Lobbyarbeit für eine langfristige Verbesserung der Arbeitsbedingungen und der Gesundheitsinfrastruktur.
- Die Zielgruppe umfasst 100.000 Personen aus 40 Dörfern in den Bezirken Ashidron, Rajghat, Kalighat sowie Srimangal.
Unser Projektpartner
Die Bangladesh Nazarene Mission (BNM) mit Sitz in Dhaka ist seit 1994 als gemeinnützige, nichtpolitische Nichtregierungsorganisation registriert. BNM unterstützt vulnerable, marginalisierte und wirtschaftlich benachteiligte Menschen unabhängig von Kaste, Glaube, Religion und ethnischer Zugehörigkeit. Der Projektträger engagiert sich vor allem in den Bereichen der sozioökonomischen und ökologischen Entwicklung, mit besonderem Augenmerk auf Gesundheitsförderung, WASH, der Förderung von Kindern, Ernährungssicherheit und Existenzgründung.
Das Projekt wird vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) co-finanziert.
Projekte entdecken
Die SWiss Doctors leisten ehrenamtlich Arzteinsätze in Entwicklungsländern und helfen dort, wo das Elend zum Alltag gehört. In städtischen Slums und ländlichen Armutsregionen auf den Philippinen, in Indien, Bangladesch, Kenia und im Bereich der Flüchtlingshilfe bieten unsere Ärztinnen und Ärzte Sprechstunden für Menschen am Rande der Gesellschaft an. Die eingesetzten Mediziner arbeiten in ihrem Jahresurlaub oder im Ruhestand für einen Zeitraum von 6 Wochen und verzichten dabei auf jegliche Vergütung.