Ärzte helfen weltweit
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Arzneimittelfälschungen stoppen
Arzneimittelfälschungen stoppen

Arzneimittelfälschungen stoppen

Jede Medikamenten­fälschung gefährdet die Gesundheit - und die Gefahr durch Internet-Apotheken wächst, warnen Hersteller, Polizei und Gesundheits­ministerium. Arznei­mittel­fälschungen be­schränken sich nicht (mehr) auf Entwicklungs­länder – durch die Globalisierung und den Online-Handel sind sie zum welt­weiten Problem geworden. Jedes zweite Präparat, das über das Inter­net gekauft wird, ist gefälscht. Dabei werfen gefälschte Medikamente mindestens genauso viel Profit ab wie der Drogen­handel.
Todes­fälle sind oft­mals schwer auf eine Medikamenten­fälschung zurück­zuführen; in Entwicklungs­ländern geht man jedoch von ca. 1 Million Toten pro Jahr aus.

Gefälschte Medikamente

Gefälschte Medikamente erkennen

Wann spricht man von gefälschten Medikamenten?

Als gefälscht gelten Medikamente, die vor­sätzlich und in be­trügerischer Ab­sicht falsch ge­kennzeichnet wurden, bei denen also die An­gaben zu ihrer Identität, ihren Inhalts­stoffen und/oder ihrer Herkunft nicht stimmen. Medika­menten­fälschungen enthalten

  • gar keinen Wirk­stoff (bestehen z.B. nur aus Backpulver)
  • einen Schad­stoff (z.B. Lösungsmittel)
  • den angegebenen Wirk­stoff in einer falschen Dosierung (meist zu wenig, also in irgend­einer Form „gestreckt“)
  • zwar die richtige Dosierung, werden aber ohne Patentrechte her­gestellt und als Originale verkauft

Ge­fälschte Medikamente lassen sich zwar oft an der fehler­haften Auf­machung bzw. der Ver­packung er­kennen, jedoch ist dies für den Laien gar nicht so einfach. Weltweit ent­spricht laut Welt­gesundheits­organisation WHO bei 10 Prozent der Medikamente der Inhalt nicht dem Packungs­aufdruck; in Deutschland gehen Experten von einer Fälschungs­rate von einem Prozent aus, Tendenz steigend.

Nachgemachte Medikamente

Hohe Gewinnmargen

Warum werden Medikamente gefälscht?

Die Her­stellungs­kosten für gefälschte Medikamente sind gering. Mit einfachen Maschinen und dank digitaler Druck­techniken lassen sich mit wenig Auf­wand auf den ersten Blick kaum als Fälschungen zu ent­larvende Produkte herstellen. Dem geringen Produktions­aufwand stehen enorme Gewinn­margen beim erfolgreichen Verkauf solcher Arznei­mittel­fälschungen gegen­über. Dazu kommt, dass in vielen Ländern die Re­gulierungen bei der Zu­lassung von Medikamenten nicht gut sind oder kaum durch­gesetzt werden und die Straf­gesetze keine oder nicht sehr weitgehende Regeln zur Ver­folgung dieser Straf­taten vor­sehen. Das persönliche Risiko des Fälschers ist also deutlich geringer und mit ebenso großen Gewinn­chancen ver­sehen als das von Her­stellern und Vert­reibern von illegalen Drogen. Dazu kommen die im Zuge der Globalisierung zum Teil leichter gewordenen internationalen Vertriebs­wege und die Zunahme von Apotheken im Internet.

All dies zusammen macht die Her­stellung und den Ver­kauf von gefälschten Medikamenten für gewissen­lose Menschen zu einem attraktiven Geschäft mit schnellen und hohen Gewinnen. Sind z.B. in Europa bei be­sonders teuren Krebs­medikamenten die Gewinn­margen beim Ver­kauf einzelner Medikamenten­packungen sehr hoch, können aber auch bei weit verbreiteten Medikamenten durch die hohen Absatz­mengen enorme Gewinne von den Kriminellen eingefahren werden. So wurden z.B. im September 2016 bei einer konzertierten Aktion der Welt­zoll­organisation und deren Partner in mehreren Ländern Afrikas Medika­menten­fälschungen im Wert von 52 Millionen Euro sicher­gestellt - alles potenziell tödliche Medikamente!

ARD-Doku: Gefährliche Medikamente

Es ist ein Ge­schäft mit dem Tod: Der Handel mit mangel­haften Medikamenten. Laut der Welt­gesund­heits­organisation ist in Entwicklungs­ländern im Schnitt jedes zehnte Arznei­mittel minder­wertig oder ge­fälscht.

Malaria-Behandlung in Serabu

Gefährliche Medikamente

Warum sind Arznei­mittel­fälschungen so ge­fährlich?

Ärzte setzen Medikamente bewusst ein, um Krank­heiten zu be­kämpfen. Enthält das verschriebene Medikament zu wenige, gar keine oder falsche Wirk­stoffe bzw. sogar Schad­stoffe, hat das immer negative Aus­wirkungen für den Patienten. Im besten Falle wird so einfach der Heilungs­prozess ver­zögert. Das Aus­bleiben der intendierten Wirkung kann aber auch dazu führen, dass sich der Krankheits­verlauf verschlimmert, bzw. dass irreparable Schäden durch die Krank­heit entstehen. Im akuten Fall kann das den Tod des Patienten zur Folge haben.

Am Beispiel: In einigen unserer Projekte ist Malaria eine der häufigsten Todes­ursachen bei kleinen Kindern. Oftmals werden die kranken Kinder erst spät zum Arzt gebracht. Eine erfolgreiche Be­handlung ist dann nur noch mit hoch­wirksamen Malaria-Medikamenten möglich. Selbst gefälschte Produkte, die den angegebenen Wirkstoff zwar enthalten, aber nicht in der nötigen Dosierung, führen so un­mittelbar zum Tod solcher Kinder. Leider gehören gerade Medikamente wie Mittel gegen Malaria oder Tuberkulose-Medikamente mit zu den am meisten gefälschten Pharma­produkten. Neben dem hohen Risiko für den einzelnen Patienten können auch die epidemiologischen Aus­wirkungen gefälschter Medikamente verheerend sein. So können an Tuberkulose er­krankte Patienten, die falsch dosierte Medikamente zu sich nehmen, schneller Resistenzen gegen Wirk­stoffe ent­wickeln. Gleich­zeitig geben sie wegen der aus­bleibenden Wirkung der einge­nommenen Film­tabletten diese resistenten Keime an viele andere Menschen in ihrer Um­gebung weiter.

Tödliche Medikamente

Informationen über Vertriebswege

Wie werden ge­fälschte Medikamente ver­trieben?

In den USA, Europa, Kanada und Japan sind ge­fälschte Medikamente in Apo­theken äußerst selten: Nur 1 Prozent der Präparate sind Medikamenten­fälschungen, die Arznei­mittel­sicherheit ist über diesen Vertriebs­weg sehr hoch. Anders sieht es hin­gegen bei Apo­theken im Inter­net aus: Auch in den westlichen Industrie­nationen sind 50 Prozent der Medikamente aus dem Inter­net gefälscht.

Ungleich dramatischer ist die Situation aller­dings in Afrika, Teilen Asiens und Latein­amerikas. Dort sind zwischen 10 und 30 Prozent aller ver­kauften Medikamente – sowohl in an­er­kannten Apo­theken wie auch auf der Straße oder in un­lizenzierten Läden – Arznei­mittel­fälschungen. Kein Vertriebs­weg entspricht den hiesigen Standards der Arznei­mittel­sicherheit – mit ver­heerenden Folgen für die Gesund­heit ganzer Nationen.

Gefälschte Medikamente

Original vs. Generikum

Was ist der Unter­schied zwischen Original­präparaten, Generika und Marken­generika?

Original­präparate sind Medikamente, die von anerkannten Pharma­herstellern produziert und unter einem Marken­namen ver­trieben werden (ein bekanntestes Beispiel ist Aspirin von Bayer). In der Regel haben die Hersteller­firmen das Medikament selbst ent­wickelt und halten die Patent­rechte.

Ein Generikum, im Plural Generika, ist ein Arznei­mittel, das eine Kopie eines Original­präparats darstellt. Wichtig ist dabei, dass beide Produkte dieselben Wirk­stoffe in der gleichen Menge enthalten. Einzig in den ver­wendeten Zusatz­stoffen und in der bei der Her­stellung ver­wendeten Technologie kann es Unter­schiede geben. Diese dürfen aber keine Aus­wirkung auf die Wirksamkeit des Produktes haben. Die Rechte zur Herstellung von Generika können vom Inhaber der Patent­rechte eines Original­präparats an Generika-Hersteller verkauft werden. Ein anderes Modell ist, dass ein Tochter­unternehmen die Produktion und den Ver­trieb des Generikums übernimmt. In beiden Fällen wird es unter dem inter­nationalen Freinamen (INN) in Ver­bindung mit dem Hersteller­namen verkauft. Als Marken­generika bezeichnet man Medikamente, die aus patenfreien Wirk­stoffen (z.B. nach Ablauf der Patente) her­gestellt und unter einem eigenen Handels­namen ver­trieben werden.

Arzneimittelsicherheit weltweit sicherstellen

Häufig günstigere Preise bei Generikas

Unter anderem weil die Unter­nehmen, die Generika herstellen, nicht in die Forschung und Er­probung von Medikamenten investieren, können sie ihre Produkte oftmals deutlich unter dem Preis eines wirkstoff­gleichen Originalp­räparats anbieten. Gerade deshalb werden sie gerne im Bereich der humanitären Hilfe und der Entwicklungs­zusammen­arbeit verwendet, da sie kosten­günstiger sind. Ein nicht uner­hebliches Argument bei vielen spenden­finanzierten Nicht-Regierungs­organisationen. Voraus­setzung dafür ist aber, dass man sich sicher sein kann, dass das eingekaufte Medikament tatsächlich die an­gegebenen Wirk­stoffe in der vor­geschriebenen Dosierung enthalten.

Von Arznei­mittel­fälschungen sind allerdings nicht nur Generika, sondern auch Original­präparate betroffen. Während Betrüger in Europa, den USA und anderen ent­wickelten Märkten den größten Gewinn mit dem Ver­kauf gefälschter teurer Original­präparate machen, werden in anderen Regionen auch über das Massen­geschäft mit gefälschten Generika große Gewinne eingefahren.

Kampf gegen Arzneinmittelfälschungen der German Doctors

Unser Kampf gegen gefälschte Medikamente

Wie gehen die Swiss Doctors mit dem Problem um?

Generika spielen bei der Medikamenten­versorgung unserer Patienten eine große Rolle, da sie in der Regel günstiger sind und wir somit die uns an­vertrauten Spenden­mittel effektiver einsetzen können. Auch gehört es zu unseren Prinzipien, nach Möglich­keit die Medikamente auf dem lokalen Markt unserer Einsatz­regionen zu kaufen, da dies durch weg­fallende Transport- und Einfuhr­kosten ebenso zur Kosten­ersparnis beiträgt. Außer­dem sehen wir es als einen Bei­trag zur wirtschaftlichen Ent­wicklung der Volks­wirtschaften unserer Einsatz­länder. Damit steigt aber auch das Risiko, an Arznei­mittel­fälschungen zu geraten und damit potenziell tödlich Medikamente ein­zusetzen.

Arzneimittelfälschungen erkennen

Minilabore bringen großen Erfolg

In den Jahren 2005 bis 2016 konnten wir dank der Unter­stützung der Celesio AG in einzelnen Projekten dieses Thema aktiv angehen und mit Hilfe eines für den Feld­einsatz geeigneten Mini­labors (inzwischen als GPHF-Minilab® bekannt) die Fälschungs­quote bei den eingesetzten Arznei­mitteln in unserem Nairobi-Projekt von über 9 Prozent auf 0 Prozent senken. In Indien war der Erfolg noch durch­schlagender: 2005 hatte dort die Fälschungs­quote bei über 30 Prozent ge­legen; diese konnte auf etwa 4 Prozent verringert werden. Nach Inbetrieb­nahme der zentralen Apotheke in 2012 konnten schließ­lich auch in unserem gemeinsam mit den Swiss und German Doctors betriebenem Kalkutta-Projekt keine gefälschten Medikamente mehr nach­gewiesen werden. Ein großer Er­folg für unsere Arbeit vor Ort und ins­besondere für die vielen Patientinnen und Patienten, die nun von sicheren Präparaten profitieren. Aller­dings ist und bleibt es eine große Heraus­forderung, diese guten Werte auch über einen längeren Zeit­raum zu garantieren.

Medikamentenfälschung erkennen

Augen auf bei der Großhändler-Wahl

Daher nutzen wir, wo das möglich ist, für den Ein­kauf entweder auf NGOs spezialisierte Groß­händler mit eigenem WHO-zertifizierten Labor wie in Kenia, oder halten uns möglichst an Händler, die bei den Tests mit dem Mini­lab positiv ab­schnitten. Es ist uns aller­dings be­wusst, dass die Möglich­keiten des Mini­labs begrenzt sind und nur eine kontinuierliche Kontrolle einiger­maßen Sicher­heit gewährleisten kann. Die Prüfungen aber kosten Zeit und Geld, beides eng be­grenze Ressourcen bei NGOs. Zurzeit können Kontrollen von uns nur stich­proben­artig durch­geführt werden.

In anderen Einsatz­ländern, in denen es keinen funktionierenden Markt für Generika gibt oder wo es schlicht zu teuer ist, vor Ort ein­zukaufen, be­ziehen wir die Medikamente über an­erkannte Groß­händler, die sich auf die Unter­stützung humanitärer Arbeit spezialisiert haben - beispiels­weise für unsere Projekte auf den Philippinen. Diese Groß­händler setzen eigene Labore und Mechanismen der Qualitäts­sicherung ein. Bangladesch ist es seit den 80er Jahren gelungen, eine eigene kontrollierte Pharma­industrie aufzubauen. Daher gehen wir momentan davon aus, dort wirk­same Medikamente auf dem lokalen Markt zu er­werben.

Der Kampf gegen Arznei­mittel­fälschungen dauert an

Für eine einzelne Hilfs­organisation bleibt aber letztlich das Problem ge­fälschter Medikamente eine große Heraus­forderung, die sie alleine nicht be­wältigen kann. Denn unab­hängige Kontroll­behörden wie z.B. bei uns das Bundes­institut für Arznei­mittel und Medizin­produkte (BfArM) gibt es in Entwicklungsländern leider meist nicht – eine Prüfung der Medizin­produkte und Arznei­mittel findet daher nur in unzu­reichendem Um­fang statt. Inter­nationale und nationale An­strengungen müssen dazu führen, dass Patienten, bei uns in Deutschland und welt­weit sicher sein können, dass sie mit den ver­schriebenen Medikamenten auch wirklich (nur) die zu ihrer Heilung not­wendigen Wirk­stoffe auf­nehmen. Ziel muss es daher sein, die Arnei­mittel­sicherheit welt­weit zu verbessern. Denn es gibt leider noch immer viel zu viele potenziell tödliche Krankheiten in Entwicklungsländern - neben Tuber­kulose, Malaria und HIV/Aids bedroht nun auch noch das Coronavirus die Menschen.

Weitere Arbeitsschwerpunkte

Behandlungs­schwer­punkte

Welche Krank­heiten sind in Entwicklungs­ländern besonders häufig? Erfahren Sie hier mehr über unsere Behandlungs­schwer­punkte!

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Kindersterblichkeit bekämpfen

Erfahren Sie, was wir tun um die Kinder- und Müttersterblichkeit vor allem in Afrika weiter zu senken, die immer noch zu hoch ist.

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Frauen­förderung

Ins­be­sondere Frauen und Kinder trifft Armut ganz be­sonders hart. Folge­­richtig bieten wir mit ein­hei­mischen Partnern Pro­gramme zur Frauen­­förderung an.

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