Viele Frauen erleiden sexuelle Gewalt
Jahrzehntelanger wirtschaftlicher Niedergang, elf Jahre brutaler Bürgerkrieg, Korruption, Naturkatastrophen und nicht zuletzt die Ebola-Epidemie sowie die Covid-Pandemie hatten dramatische Folgen für die Gesellschaft und Wirtschaft des westafrikanischen Staates Sierra Leone. Auch die sexuelle Gewalt nahm dramatisch zu. Im Februar 2019 rief Präsident Julius Maada Bio in Sierra Leone den nationalen Notstand aus. Der Grund: Mehrere grausame Missbrauchs- und Vergewaltigungsfälle von Kindern wurden öffentlich gemacht.
Noch immer erleiden in Sierra Leone fast die Hälfte aller Frauen im Laufe ihres Lebens sexuelle oder körperliche Gewalt. Die meisten Vorfälle bleiben dabei unbemerkt und die Opfer leiden im Stillen. Aus Angst, Scham und finanzieller Abhängigkeit zum Täter trauen sich viele Mädchen und Frauen nicht, Anzeige zu erstatten. Doch selbst wenn Fälle von sexueller Gewalt gemeldet werden, bleibt es für die Betroffenen eine Herausforderung, Gerechtigkeit zu erfahren.
Ein temporäres Zuhause
Nicht selten werden die Mädchen nach Bekanntwerden der Tat verstoßen und aus ihrer Gemeinschaft ausgeschlossen – insbesondere, wenn sie infolge der Tat schwanger geworden sind. Doch gerade dann brauchen die Mädchen dringend psychische Unterstützung und einen Ort, an dem sie temporär ein neues Zuhause bekommen und wieder neue Stabilität erlangen können. Ein solcher Ort ist das „Makeni Girls Shelter“, das von unserer Partnerorganisation Commit & Act Foundation betrieben und von uns unterstützt wird. Jährlich können insgesamt 250 Mädchen und junge Frauen im Schutzhaus in Makeni aufgenommen werden.
Im „Girls Shelter“ bekommen die Mädchen medizinische und psychologische Betreuung sowie Rechtsbeistand durch Sozialarbeiterinnen und Betreuer. Hier können sie sich untereinander austauschen und gegenseitig stärken. Alle Fälle werden zur Anzeige gebracht, und fast immer kommt es zu einer Verurteilung der Täter, was zu einem nachhaltigen Effekt beiträgt.
Uns ist es wichtig, dass die Mädchen und jungen Frauen ihre Schulbildung nicht abbrechen, sondern weiterführen. Unser Ziel ist es, dass die Mädchen nach Durchlaufen des Programms und nach ihrer Genesung nach Möglichkeit wieder in die Familie integriert werden und auch wieder zur Schule gehen können. Dazu bedarf es Aufklärung in den Familien sowie in den Gemeinden und spezieller Trainings.
Schulungen, Trainings und einkommensschaffende Aktivitäten
Wenn nötig unterstützen wir auch einkommensschaffende Aktivitäten der Eltern oder Betreuungspersonen, denn Armut ist neben den besseren Bildungsmöglichkeiten häufig ein Grund, dass Mädchen zu anderen Familienmitgliedern oder Bekannten in die nächste Stadt geschickt werden. Und gerade in diesen Fällen kommt es immer wieder zu Missbrauch oder die Kinder werden für die Hausarbeit ausgebeutet.
Wie in allen unseren Projekten ist auch hier unser Ziel eine nachhaltige Hilfe, die mit einer Bewusstseinsbildung in der Gesellschaft einhergeht. Unsere Maßnahmen umfassen daher neben Schulungen und Trainings der Mädchen zur Missbrauchsprävention unter anderem auch Radiosendungen in den Gemeinden, um die Probleme im Zusammenhang mit sexueller und geschlechtsspezifischer Gewalt langfristig zu bekämpfen.
Gewaltfreie Erziehung unterstützen
41 Franken kostet die Fortbildung einer Familie, um gewaltfreie, gute Erziehungsmethoden zu vermitteln. Dies ermöglicht den Kindern, selbstbestimmt und gesund aufzuwachsen.
Das Projekt im Überblick:
- Soziale, psychologische und medizinische Hilfe für Mädchen, die im Distrikt Bombali sowie den umliegenden Distrikten in Sierra Leone Opfer von sexueller und geschlechtsspezifischer Gewalt geworden sind.
- Suche nach einer geeigneten und sicheren Unterkunft für die missbrauchten Mädchen sowie Follow-Up-Besuche.
- Rechtliche Verfolgung der Fälle.
- Lebensunterhaltsunterstützung für Eltern und Betreuungspersonen der Mädchen.
- Bildungsunterstützung für die Mädchen.
- Bewusstseinsbildung in den Gemeinden, u.a. durch Radiosendungen
Commit & Act Foundation Sierra Leone
Der Schwerpunkt der unabhängigen sierra-leonischen NGO liegt in der umfassenden Betreuung von Überlebenden sexualisierter Gewalt, insbesondere von Mädchen. Seit 2014 arbeitet die Organisation in der Beratung und Unterstützung von Mädchen und deren Eltern, die sich gegen FGM entschieden haben. Commit & Act betreibt außerdem zwei Schutzhäuser für missbrauchte Mädchen, das Bo und das Makeni Girls Shelter.
Einsatz gegen weibliche Genitalverstümmelung
In Sierra Leone setzen wir uns gemeinsam mit der Partnerorganisation „Commit & Act-Sierra Leone“ für ein gemeinsames Ziel ein: Das Ende der schädlichen Praxis der weiblichen Genitalverstümmelung.
Projekte entdecken
Die Swiss Doctors leisten ehrenamtlich Arzteinsätze in Entwicklungsländern und helfen dort, wo das Elend zum Alltag gehört. In städtischen Slums und ländlichen Armutsregionen auf den Philippinen, in Indien, Bangladesch, Kenia und im Bereich der Flüchtlingshilfe bieten unsere Ärztinnen und Ärzte Sprechstunden für Menschen am Rande der Gesellschaft an. Die eingesetzten Mediziner arbeiten in ihrem Jahresurlaub oder im Ruhestand für einen Zeitraum von 6 Wochen und verzichten dabei auf jegliche Vergütung.