Was genau bedeutet Hilfe zur Selbsthilfe?
Benachteiligten Menschen Hilfe zur Selbsthilfe zu geben heißt, sie in ihren eigenen Initiativen und Anstrengungen zu unterstützen, damit sie am Ende ihre Probleme und täglichen Herausforderungen selbst besser bewältigen können. Das langfristige Ziel dabei: die Lebensbedingungen spürbar und nachhaltig verbessern.
Das beinhaltet auch die Menschen von Anfang an in alle Entscheidungen und Maßnahmen einzubeziehen. Die Annahme dahinter: Jeder Mensch hat das Grundbedürfnis und die Fähigkeit, die eigene Lebenslage und das Umfeld zu verbessern – vorausgesetzt der Person werden angemessene soziale Chancen geboten. Natürlich erfordert das auch Eigeninitiative und Eigenverantwortung.
In den Projekten der Swiss Doctors sollen die Menschen also darin bestärkt werden, ihr Leben aktiv und nachhaltig besser zu gestalten. Das Ziel unserer Arbeit ist, die geistige und körperliche Gesundheit benachteiligter Menschen nachhaltig zu verbessern, indem die Menschen im globalen Süden einen Zugang zur Gesundheitsversorgung bekommen und wir sie so schulen und beraten, dass die Hilfe von außen langfristig überflüssig wird. Dazu sollen sie gemeinsam mit uns die Ziele festlegen, die Maßnahmen planen und durchführen. Indem sie in alle Entscheidungen und Maßnahmen einbezogen werden, tragen sie gleichermaßen Verantwortung – sowohl für Erfolge als auch Misserfolge.
Hilfe zur Selbsthilfe in der Entwicklungszusammenarbeit
Das gemeinsame Bestreben von Industrie- und Entwicklungsländern, die allgemeinen Lebensbedingungen der Menschen langfristig und nachhaltig zu verändern, folgt zu jeder Zeit dem Grundprinzip der Hilfe zur Selbsthilfe. Damit ist die Hilfe zur Selbsthilfe ein zentrales Konzept in der Entwicklungszusammenarbeit und beschreibt genau das, worum es dabei geht. Nur wenn die Zusammenarbeit mit Respekt und auf Augenhöhe erfolgt, kann sie nachhaltig etwas verändern.
Warum ist Hilfe zur Selbsthilfe so wichtig?
Hilfe zur Selbsthilfe ist der Weg, um Hilfe von außen überflüssig zu machen und den Menschen ein selbstbestimmtes, freies Leben in Würde und Gerechtigkeit zu ermöglichen. Indem die Menschen lernen, Probleme selbstständig und aus eigener Kraft zu lösen, wird die Abhängigkeit von außenstehenden Personen, Institutionen und Unternehmen reduziert. Nur so kann die Situation vor Ort dauerhaft und nachhaltig verbessert werden.
Hilfe zur Selbsthilfe in Entwicklungsländern – so helfen die Swiss Doctors
Als ärztliche Hilfsorganisation ssind wir auf der ganzen Welt tätig und leisten in Afrika, Indien und vielen anderen Entwicklungsländern Hilfe zur Selbsthilfe. Konkret bedeutet das: Unsere ehrenamtlichen Swiss Doctors schulen und beraten die lokalen Mitarbeitenden und Partner vor Ort, um die medizinische Versorgung in der jeweiligen Projektregion sicherzustellen und nachhaltig zu verbessern.
All unsere Projekte durchlaufen vier Phasen, wobei die einzelnen Phasen nicht unbedingt nacheinander ablaufen, sondern ineinandergreifen:
- Helfen: vor Ort Not lindern
- Schulen: fachlich-medizinische Trainingsmaßnahmen mit lokalen Partnern
- Beraten: Aufbau von nicht-medizinischen Kompetenzen
- Übergeben: das Projekt in lokale Hände übergeben
Manchmal kann es sinnvoll sein, noch bevor die Swiss Doctors in der Region helfen, die Menschen vor Ort zu schulen oder sie zu beraten – und manchmal begleiten wir unsere Partner auch nach der Übergabe, zum Beispiel in Form von Beratungen oder Schulungen. Der genaue Ablauf ist projektspezifisch, hat aber immer das gleiche Ziel: Hilfe zur Selbsthilfe ermöglichen.
Von Anfang an rücken wir deshalb die letzte Phase in den Fokus: das Projekt zu übergeben. Dazu müssen Partner und lokale Struktur so weit gestärkt werden, dass die Gesundheitsversorgung der Menschen vor Ort auch ohne Hilfe von außen gesichert ist. Genau hier setzen wir an.
Familienhilfe unterstützen
Auch Gesundheit kann gewissermaßen gelernt werden. Bei unseren Schulungen werden Eltern an der Essenszubereitung beteiligt und lernen so, wie auch mit geringen Mitteln eine ausgewogene Ernährung möglich ist. Zudem werden die Familien in Hygienefragen geschult, so dass Erkrankungen vermieden werden können. Finanzieren Sie mit 5 Franken einen Schulungsworkshop für eine Familie!
Ausbildung von medizinischem Personal
Damit die Hilfe zur Selbsthilfe gelingt, spielen die Ausbildung von Mitarbeitenden unserer lokalen Partnerorganisationen sowie die Ausbildung von einheimischem Personal vor Ort eine zentrale Rolle in unseren Projekten.
In unserem Projekt auf Luzon (Philippinen) haben wir zum Beispiel mehr als 325 Frauen als Health Worker ausgebildet, die nun die basismedizinische Versorgung vor Ort selbstständig übernehmen.
In Sierra Leone (Afrika) stirbt jedes zehnte Kind vor dem fünften Geburtstag. Hauptgrund dafür ist der Mangel an Fachpersonal: In dem westafrikanischen Staat kommen auf 100.000 Einwohner gerade einmal vier Ärzte. Vielen von ihnen fehlt eine Spezialisierung. Da die meisten Krankheiten vermieden oder sogar verhindert werden können, haben die Swiss Doctors ein Ausbildungsprogramm in der Kinderheilkunde gestartet. Im Programm vermitteln sie fundierte Kenntnisse in der Behandlung von Kindern, um die Situation vor Ort durch gut ausgebildete Fachkräfte nachhaltig zu verändern.
Ihre Spende hilft, medizinische Fachkräfte auszubilden und Menschenleben zu retten.
Aufbau nachhaltiger Strukturen in den Gesundheitssystemen
Damit die Hilfe zur Selbsthilfe nachhaltig wirkt, muss ein universeller Zugang zur Gesundheitsversorgung sichergestellt werden. In vielen Regionen bedeutet das: Die medizinische Infrastruktur muss verbessert werden. Oft sind die Wege zu den Krankenhäusern zu weit, damit die Menschen vor Ort im Notfall sicher versorgt werden können.
In unserem Projekt auf Mindoro, einer philippinischen Halbinsel, haben wir deshalb ein Ärztehaus eingerichtet: Im „Half Way Home“ können Mangyan-Frauen auf halbem Weg kurz vor der Geburt unterkommen. Leider ist es dort nämlich immer noch üblich, dass Frauen traditionell mithilfe von Heilern in ihren Lehmhütten entbinden – ohne medizinisches Personal.
Auch im Athi River-Projekt (Nairobi) ist die Stärkung der Strukturen ein zentrales Anliegen der Swiss Doctors. Das Problem vor Projektbeginn: Weniger als 30 Prozent der Bewohner in Athi River verfügen über eine Krankenversicherung – und private medizinische Einrichtungen übersteigen in den meisten Fällen die finanziellen Möglichkeiten der Menschen vor Ort. In der nächstgelegenen staatlichen Einrichtung kommt es immer wieder zu Engpässen bei der Medikamentenversorgung.
In unserem Projekt in Srimangal (Bangladesch) bilden wir nicht nur Gesundheitskräfte aus, sondern stellen auch eine WASH-Infrastruktur aus 50 Rohrbrunnen und Gemeinschaftslatrinen bereit, um die Gesundheitsstrukturen vor Ort nachhaltig zu verbessern. Denn neben der starken Abhängigkeit zu den Teeplantagenbesitzern und der schweren körperlichen Arbeit sind die Menschen vor Ort auch mangelnder medizinischer Versorgung und schlechten hygienischen Verhältnissen ausgesetzt. Das wollen wir mit unserem Hilfsprojekt ändern.
Mit Ihrer Spende helfen Sie uns die lokalen Strukturen weiter nachhaltig zu stärken – und den Menschen die Chance auf ein selbstbestimmtes Leben zu geben.
Aufklärung von Patientinnen und Patienten
Jungen Müttern beibringen, aus regionalen Zutaten nahrhaften Brei herzustellen, oder mit Workshops und Awareness-Veranstaltungen auf eine fehlende Gleichberechtigung aufmerksam machen: Die Beratung und Aufklärung der Menschen vor Ort ist ebenso wichtig wie ein funktionierendes Gesundheitssystem und ausgebildete Fachkräfte. Schließlich lassen sich viele Krankheiten und Probleme durch das Bewusstsein und Wissen der Menschen verhindern.
Auch einkommensgenerierende Maßnahmen sind manchmal Teil unserer Projekte, um die Abhängigkeit der Menschen so weit es geht zu reduzieren.
Wenn die Hilfe zur Selbsthilfe an Grenzen stößt
Natürlich gibt es Situationen, in denen in Not geratene Menschen unsere Hilfe brauchen – und die Hilfe zur Selbsthilfe für den Moment zweitrangig wird. Kommt es zu einem solchen Notfall, leisten wir deshalb kurzfristige Nothilfe, um den Menschen vor Ort schnell zu helfen. Denn eine akute Krisensituation erfordert akute, kurzfristige Hilfe.
Weitere Arbeitsschwerpunkte
Behandlungsschwerpunkte
Welche Krankheiten sind in Entwicklungsländern besonders häufig? Erfahren Sie hier mehr über unsere Behandlungsschwerpunkte!
Kindersterblichkeit bekämpfen
Erfahren Sie, was wir tun um die Kinder- und Müttersterblichkeit vor allem in Afrika weiter zu senken.
Genitalverstümmelung stoppen
Obwohl es in vielen Ländern bereits Strafgesetze gegen die genitale Verstümmelung gibt, werden jedes Jahr zahlreiche Mädchen genital verstümmelt.