Ärzte helfen weltweit
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Corona in Indien
Corona in Indien

Corona in Indien: Unsere Hilfe ist geblieben!

Die Pandemie über­rollte Indien in drei Wellen, wovon die dritte „ein blanker Albtraum“ war, wie Lang­zei­tarzt Dr. Tobias Vogt berichtete. Ende April 2021 kolla­bierte das indische Gesund­heits­system. Die Nachrichten in der Schweiz berichteten täglich von der dramatischen Situation: Die Kranken­häuser waren übervoll und es fehlte an allem: Sauer­stoff, Beatmungs­geräten, freien Intensiv­betten. Die Krematorien waren überlastet, Leichen wurden in Hinter­höfen verbrannt. Einsatz­arzt Dr. Tobias Vogt war permanent vor Ort in Kalkutta und für die vielen Patientinnen und Patienten da – gemeinsam mit dem lokalen Team.

Langzeitarzt in Indien während Corona

Pandemie: Zwei Jahre Ausnahme­situation

Offiziell beklagt Indien rund 520.000 Corona-Tote; Experten gehen aber von einer sehr hohen Dunkel­ziffer und bis zu vier Millionen an Covid-19 Ver­storbenen aus! Hinzu kommen viele Todes­fälle unter Patientinnen und Patienten, die in den Pandemie-Jahren an anderen schweren Krank­heiten als Covid-19 gelitten haben, aber keine Hilfe fanden, weil das komplette indische Gesund­heits­system auf Corona ausge­richtet war. So wird geschätzt, dass in den Jahren 2020 und 2021 rund 100.000 mehr Säug­linge als sonst gestorben sind, weil während der Ausgangs­sperren kein Arzt zu erreichen war.

Wir waren vor Ort – die ganze Zeit

Während dieser ganzen Zeit kämpften Lang­zeit­arzt Dr. Tobias Vogt und das ein­heimische Team vor Ort einen kräfte­zehrenden Kampf gegen den sich zu­spitzenden medi­zinischen Not­stand. In unseren beiden stationären Ein­richtungen kümmerten sie sich durch­gehend um an besonders schwer an Tuberkulose erkrankte Frauen und Kinder. Sie waren und sind wegen ihrer schweren Vor­erkrankung durch das Corona-Virus be­sonders ge­fährdet. Die Armen­ambulanzen konnten wir dank vorübergehender Unter­stützung fünf indischer Ärztinnen und Ärzten die meiste Zeit betreiben. Seit März 2022 dürfen wir endlich auch wieder ehren­amtlich tätige Medi­zinerinnen und Mediziner aus Deutsch­land, Österreich und der Schweiz nach Kalkutta ent­senden.

Jede Hilfe zählt

Lebenswichtige Medikamente

Mit der Spende eines Medikamenten-Sets für 8 Franken helfen Sie uns, unsere Ärzte mit den am dringendsten benötigten Medika­menten wie z.B. Antibiotika, fieber­senkenden Mitteln oder ORS-Mischungen auszu­statten.­

Not gehört zum Alltag

Tragisch ist: Schon vor der massiven Aus­breitung des Corona­virus war die Situation für die vielen Bewohner der Slums und Ghettos in Kalkutta extrem bedrückend, ihr Alltag von Entbehrungen und Not gekenn­zeichnet. Die Menschen dort lebt dicht gedrängt, meist ohne An­schluss an Elektrizität, Trink­wasser und Müll­ent­sorgung. Viele bedürftige Menschen, darunter auch Straßen­kinder, sind stark unter­ernährt und leiden an Tuber­kulose und/oder anderen typischen Armuts­erkrankungen. Die Pandemie hat die prekäre Lebens­situation der Menschen am Rand der Gesell­schaft weiter zuge­spitzt und sie noch tiefer in der Armuts­spirale abgleiten lassen.

Hilfe mit Lebensmittelpaketen während Corona in Indien

Mit Nahrungs­mittel­hilfen gegen den Hunger

„Bevor wir an Covid-19 sterben, sterben wir an Hunger“, befürchteten die Menschen in den Slums und Ghettos schnell nach dem Ausbruch der Pandemie. Sie durften wochenlang ihre Behau­sungen nicht verlassen, geschweige denn ihrem Tagwerk nachgehen, um ein paar Rupien für das tägliche Über­leben zu verdienen. Diesem Szenario haben wir mit umfassenden Nothilfemaßnahmen vorgebeugt. Viele tausend Lebensmittelpakete haben wir an besonders bedürftige Menschen verteilt und sogar Corona kranke Personen mit warmen, nahr­haften Mahl­zeiten versorgt. Diese Hilfe setzen wir fort, solange es nötig ist!

Unsere Corona-Hilfe in Indien in Bildern

Unsere Corona-Hilfe im Überblick

  • Verteilung von Hygiene­produkten wie Desinfektions­mittel, Seife und Schutz­masken zum Schutz vor dem Corona-Virus
  • Aufklärung über Covid-19, Hygiene­vorschriften, Social Distancing etc.
  • Lebens­mittel-Hilfe: Verteilung von 8.170 Lebens­mittel­paketen an bedürftige Familien
  • Warme Mahl­zeiten: Rund 80 akut an Covid-19 erkrankte Personen erhalten 2 warme Mahl­zeiten pro Tag
  • Medi­zinische Hilfe, insbesondere für unsere vielen Tuberkulose-Patientinnen und -patienten.
Dr. Tobias Vogt - Langzeitarzt der German Doctor

Dr. Tobias Vogt
Langzeitarzt in Kalkutta

Interview über die Situation vor Ort

Wie ist die Situation jetzt, nach rund zwei Jahren Pandemie in Kalkutta?

Hier, in West Bengalen gibt es derzeit nicht so viel Virus­aktivität. Die Schulen haben zum Glück endlich wieder geöffnet und das Leben nimmt seinen Gang ähnlich wie vor der Pandemie. In ganz Indien sind offiziell rund 33.000 Menschen an Covid-19 erkrankt, was im Vergleich zur Bevölkerungs­zahl von 1,35 Milliarden nicht viel ist. Dennoch sind wir sehr vorsichtig. Dass sich die Lage schnell wieder ändern kann, haben wir alle ja schon erlebt.

Was bedeutet das für Ihren Arbeits­alltag?

Wir arbeiten zum Beispiel weiterhin in Schutz­anzügen. Ich hoffe aber, dass diese bald nicht mehr nötig sein werden, denn vor allem in den heißen Monaten schwitzen wir entsetzlich in den Anzügen. Manchmal ist das kaum auszu­halten! Mit Hand­schuhen und mit Maske werden wir aber weiter­hin arbeiten.

Wie ist das Patienten­aufkommen in den Ambulanzen der Swiss Doctors?

Die Armen­ambulanzen sind weiterhin sehr frequentiert, und es stellen sich viele Schwer­kranke in unseren Ambulanzen vor. Die Zahl der erforder­lichen chirur­gischen Operationen ist sehr hoch. In den inner­städtischen Ambulanzen sehen wir weiterhin viel Tuberkulose. Aber auch Krankheiten wie Diabetes mellitus mit seinen negativen Folgen, hoher Blut­druck mit Schlag­anfall, viele Kinder und schwangere Frauen spielen eine Rolle. Neben unseren Ambulanzen arbeiten auch die Sozial­arbeiterinnen im beglei­tenden Beratungs­programm. Sie helfen den Leuten, ihre Anträge auf Sozial­hilfe zu stellen und beraten die Frauen zum Thema Empfängnis­verhütung. Uns fehlen eine ganze Reihe an Patienten, die vor der Pandemie regel­mäßig zu uns gekommen sind. So zum Beispiel viele Diabetiker. Wir wissen nicht, was aus ihnen geworden ist. Ich habe aber so eine Ahnung, warum sie nicht mehr kommen. Von einer jungen Diabetikerin wissen wir mit Sicherheit, dass sie mangels Insulin während der Ausgangs­sperren gestorben ist. Ich befürchte, sie war nicht die Einzige…

Seit März 2022 dürfen nach zwei langen Jahren end­lich wieder ehrenamtliche Swiss Doctors nach Indien einreisen. Wird etwas anders sein als vor der Pandemie?

In den Ambulanzen werden fortan ehrenamtliche Ärzte aus Deutschland, Österreich und der Schweiz und indische Kolleginnen und Kollegen Tür an Tür arbeiten. Es ist für uns eine große Hilfe, dass wir an drei Tagen in der Woche eine einhei­mische Frauen­ärztin im Team haben werden. Gerade Frauen der muslimischen Kultur gehen sehr gern zu einer weiblichen Frauen­ärztin, und so sind die indischen Frauen­ärztinnen für uns eine wichtige Bereicherung.