Wenn ein Taifun die Philippinen heimsucht
Rund 20 bis 25 Taifune treffen jährlich mit voller Wucht auf die Inselgruppe. Es ist davon auszugehen, dass der Klimawandel und die Auswirkungen auf die Umwelt die Situation noch verschärfen. Die Zerstörungen sind oftmals verheerend und tragischerweise wird dabei oftmals erneut zerstört, was seit der letzten Katastrophe mühsam wiederaufgebaut wurde. Hier erfahren Sie, was ein Taifun ist, welche Auswirkungen er haben kann, und wie die Swiss Doctors helfen.
Taifune auf den Philippinen: Die Swiss Doctors helfen!
Regelmäßig sehen wir in den Nachrichten Bilder zerstörerischer Naturgewalten – darunter häufig verwüstete Landschaften nach einem Taifun auf den Philippinen. Durch seine exponierte Lage als Inselgruppe im pazifischen Ozean ist das Land den Naturgewalten besonders ausgesetzt. Unsere Projektgebiete auf den Philippinen liegen im Bereich eines Taifun-Gürtels und sind damit besonders während der Regenzeit stark von Naturkatastrophen betroffen.
Je nachdem, wo sie entstehen, haben tropische Wirbelstürme unterschiedliche Bezeichnungen: Im Atlantik, im Nordpazifik östlich von 180 Grad Länge, im Südpazifik östlich von 160 Grad Ost, im Karibischen Meer und im Golf von Mexiko heißen die Tropenstürme Hurrikan. Ein Zyklon entsteht im Indischen Ozean und im Südpazifik. Bei Taifunen, Hurrikans und Zyklonen handelt es sich jedoch grundsätzlich um dasselbe Wetterphänomen.
Was ist ein Taifun und wo tritt er auf?
Ein Taifun ist ein tropischer Wirbelsturm in Ost- und Südostasien sowie im nordwestlichen Teil des Pazifischen Ozeans, westlich der internationalen Datumsgrenze und nördlich des Äquators. Er entsteht in Gewässern mit einer Wassertemperatur von 26 Grad Celsius und mehr – ist die Luft kälter, reichen manchmal auch geringere Wassertemperaturen aus, damit sich ein Taifun bildet.
Taifune gehören zu den schwersten Naturkatastrophen im Nordwestpazifik. Fast jedes Jahr verzeichnen die betroffenen Regionen schwere Zerstörungen und Hunderte Tote und Verletzte. Eine echte Taifunsaison gibt es nicht – die Tropenstürme können das ganze Jahr über auftreten, verstärkt jedoch in den Monaten Juli bis Dezember.
Wie bildet sich ein Taifun?
Ein Taifun entsteht, wenn große Wassermassen über dem Ozean verdunsten. Bedingt durch die Corioliskraft beginnen sie sich zu drehen. Die Corioliskraft wird durch die Erdrotation verursacht: Sie lenkt auf der Nordhalbkugel die vom Äquator zu den Polen wehende Winde nach Osten und die nach Süden wehenden Winde nach Westen ab – und umgekehrt auf der Südhalbkugel. Durch die ablenkende Kraft und immer weiter aufsteigende Luft entsteht ein Luftwirbel. Es bilden sich mächtige Wolkentürme, die zu Gewittern werden. Die Gewitter saugen noch mehr warme Luft von unten nach oben. Auf ihrem Weg nach oben kühlt die Luft ab, der Wasserdampf kondensiert, es bilden sich mehr Wolken, die zu Regen werden. Dadurch erwärmt sich die Luft wieder und steigt erneut auf.
Die Gewitterwolken können zu einem tropischen Tief werden. Bleiben die Wassertemperaturen sowie die atmosphärischen Bedingungen günstig, entwickelt sich ein solches Tief zu einem Tropensturm und schließlich zu einem Taifun. Ein Taifun bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von etwa 30 Kilometern pro Stunde fort.
In der Mitte des Wirbels ist das sogenannte Auge. Hier ist es nahezu windstill – direkt um das Auge herum herrschen jedoch die höchsten Windgeschwindigkeiten. Die trügerische Windstille im Auge eines Taifuns wurde Menschen schon zum Verhängnis: Sie dachten, der Sturm sei vorbei, verließen ihre Häuser, um dann dem Sturm mit voller Wucht ausgesetzt zu werden.
Häufige Fragen zu Taifunen
Wie schnell kann ein Taifun werden?
In einem Taifun herrschen nicht selten Windgeschwindigkeiten von über 300 Kilometern pro Stunde. Nach der Saffir-Simpson-Hurrikan-Windskala, eine Windskala zur Kategorisierung von tropischen Wirbelstürmen, wird ein tropischer Sturm mit Windgeschwindigkeiten ab 119 Kilometern pro Stunde als Taifun bezeichnet. Um einen sogenannten Supertaifun handelt es sich bei Windgeschwindigkeiten von mindestens 240 Kilometern pro Stunde.
Wie lange dauert ein Taifun?
Ein Taifun hat in der Regel eine Lebensdauer von vier bis fünf Tagen. In Extremfällen kann ein tropischer Wirbelsturm aber auch bis zu 15 Tage andauern. Trifft er auf kälteres Wasser oder Festland, löst er sich meist auf – nachdem er bereits verheerende Schäden angerichtet hat.
Welche Schäden entstehen durch einen Taifun?
Neben den teils extremen Windstärken, die sich in einem Taifun bilden, sind die hohen Niederschlagsmengen und Flutwellen ursächlich für die verheerenden Folgen: Sie führen zu Überschwemmungen und Erdrutschen. Zerstörte Häuser, entwurzelte Bäume und überflutete Küstengebiete sind typische Taifun-Schäden. Nicht selten fordern Taifune Hunderte Todesopfer und Tausende Verletzte – bei schweren Taifunen können es auch deutlich mehr sein. Supertaifun Yolanda (auch Haiyan genannt) forderte im Jahr 2013 auf den Philippinen 6300 Todesopfer.
Welche Gebiete sind betroffen?
Etwa 50 Prozent der Taifune treffen auf Land. Am stärksten von Taifunen betroffen sind die Philippinen und China. Auch in Taiwan und Japan wüten die tropischen Wirbelstürme häufig. Südkorea, Hongkong, Vietnam, Teile Indonesiens sowie zahlreiche Inseln Ozeaniens können ebenfalls betroffen sein.
Verheerende Taifune der Vergangenheit
Der verheerendste Taifun des 20. Jahrhunderts war Taifun Nina: Er traf im August 1975 auf China. Durch den Wirbelsturm brachen zwölf Staumauern, davon zwei große. Das verursachte bis zu zehn Meter hohe Flutwellen, was 100.000 Todesopfer forderte.
Taifun Haiyan, der auf den Philippinen Yolanda genannt wird, wütete im Jahr 2013 und war mit 6300 Todesopfern einer der stärksten tropischen Wirbelstürme, die seit Beginn der Wetteraufzeichnungen beobachtet wurden.
Mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 255 Kilometern pro Stunde und einem Durchmesser von 900 Kilometern wurde Taifun Mangkhut im Jahr 2018 zeitweilig der höchsten Kategorie (5) in der Saffir-Simpson-Hurrikan-Windskala zugeordnet. Er töte nach offiziellen Angaben mindestens 127 Menschen auf den Philippinen.
Unsere Hilfe im Überblick
Medizinische Versorgung von Verletzten
Bei heftigen Wirbelstürmen und Überschwemmungen mit verheerenden Verwüstungen gibt es leider auch immer wieder Tote und Verletzte. Oftmals ist zum Zeitpunkt des Unwetters ein ehrenamtlicher Einsatzarzt oder eine Ärztin aus Deutschland vor Ort. Sobald der Sturm abebbt und die Gefahr nachgelassen hat, nehmen die Mediziner gemeinsam mit dem einheimischen Personal vor Ort ihre Arbeit bestmöglich wieder auf. Neben der basismedizinischen Versorgung steht die Versorgung der Verletzten im Vordergrund. Nach einer Katastrophe steigt zudem oft die Gefahr von Krankheiten wie Durchfall, Leptospirose und Typhus, unter anderem weil die Wasserversorgung zerstört wurde und nicht alle Menschen Zugriff auf sauberes Trinkwasser haben.
Lebensmittelhilfe: Wenn der Hunger droht
Wenn ein heftiger Taifun über philippinische Dörfer hinwegfegt ist danach oftmals nicht mehr viel von ihnen übrig: Häuser, ja ganze Straßen liegen in Schutt und Asche. Wenn dazu noch Felder zerstört wurden, haben die Menschen oft auch ihre Existenzgrundlage verloren. Rücklagen haben nur die wenigsten Menschen in den gefährdeten Regionen. Die meisten kommen mit ihrem spärlichen Gehalt als Tagelöhner gerade so über die Runden - die Auswirkungen des Coronavirus haben die Situation noch verschärft. Als Folge sind oft tausende Erwachsene und Kinder vom Hunger bedroht. In diesen Situationen tun wir was wir können, um unsere Patientinnen und -patienten mit Lebensmittelpaketen zu unterstützen.
Wiederaufbauhilfe: Investition in die Zukunft
Wo wir können unterstützen wir Bedürftige von Deutschland aus und vor Ort auch beim Wiederaufbau ihrer Behausungen. Wenn möglich, wird so gebaut, dass die Behausungen einem weiteren Taifun besser standhalten. Nach verheerenden Zerstörungen, wie etwa nach dem Taifun Haiyan auf den Philippinen, kümmerten wir uns zudem um die Reparatur von Wasserleitungen und um den Bau von Toiletten. Damit sich die Menschen wieder ihre Existenz sichern und dem Hunger mittelfristig entkommen können, verteilen wir auch Saatgut.