Viele ungewollte Schwangerschaften
Laut einem Bericht des Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) sind jährlich rund 89 Millionen Schwangerschaften in Entwicklungsländern ungewollt. Das entspricht etwa 43 Prozent aller Schwangerschaften. Gründe sind häufig der fehlende Zugang zu Bildung und Verhütung sowie die fehlende Gleichberechtigung und sexuelle Gewalt.
Frauen und Mädchen, die von Armut betroffen sind, bekommen im Laufe ihres Lebens dreimal so viele Kinder wie reiche Frauen und Mädchen – so die UNFPA. Denn ihnen fehlt der Zugang zu modernen Verhütungsmethoden. Ein gleichermaßen großes Problem ist die fehlende Aufklärung: Frauen und Mädchen in Entwicklungsländern wissen oft nicht, wie sie sich vor einer ungewollten Schwangerschaft schützen können. Selbst wenn sie verhüten möchten, haben sie keine Chance dazu.
Häufig sind ungewollte Schwangerschaft auch ein Ausdruck von Machtlosigkeit, Armut und äußeren Zwängen, die von Partnern, Gleichaltrigen oder Gemeinschaften ausgeübt werden – so heißt es in einem Weltbevölkerungsbericht der UNFPA. Die fehlende Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau und stark patriarchalische Strukturen führen zu einer fehlenden sexuellen Selbstbestimmung von Frauen und Mädchen. Immer wieder führen Vergewaltigungen zu ungewollten Schwangerschaften.
Viele frühe Schwangerschaften – oft vor dem 18. Geburtstag
Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) bringen etwa 16 Millionen Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren jedes Jahr ein Kind zur Welt, knapp 95 Prozent davon leben in Entwicklungsländern. In vielen Teilen der Welt werden Mädchen noch vor oder kurz nach dem Eintreten der Pubertät schwanger – und das hat verheerende Folgen.
Hohes gesundheitliches Risiko für die jungen werdenden Mütter
Je jünger die werdende Mutter, desto größer ist die Gefahr, dass gesundheitliche Probleme durch die Schwangerschaft auftreten. Denn die Körper von jungen Mädchen sind noch nicht auf eine Schwangerschaft beziehungsweise die damit einhergehende Belastung ausgelegt. Dadurch kommt es häufiger zu Komplikationen in der Schwangerschaft oder während der Geburt.
Höhere Gefahr für das ungeborene Baby
Nicht nur für die werdenden Mütter ist eine frühe Schwangerschaft ein Risiko. Auch für das (ungeborene) Baby kann sie zur Gefahr werden: Babys von sehr jungen Mädchen kommen oft untergewichtig oder zu früh auf die Welt. Die Säuglingssterblichkeitsrate ist bei jungen Müttern deshalb 50 Prozent höher als bei Säuglingen von Frauen zwischen 20 und 30 Jahren.
Keine Aussicht auf eine bessere Zukunft
Frühe Schwangerschaften von Mädchen, die in Armut leben, bringen nicht nur ein gesundheitliches Risiko für Mutter und Baby mit sich. Die jungen Mädchen verlieren außerdem ihre Chance auf Bildung. Eine frühe Schwangerschaft verwehrt ihnen damit oft den Zugang zum Arbeitsmarkt und die Chance auf ein eigenständiges, selbstbestimmtes Leben.
Höheres Risiko an den Folgen von Schwangerschaft und Geburt zu sterben
Obwohl die Müttersterblichkeit weltweit sinkt, sterben immer noch zu viele Frauen bei der Geburt oder unmittelbar danach. Die meisten Todesfälle davon sind vermeidbar. Der Hauptgrund ist die fehlende medizinische Betreuung vor, während und nach der Geburt: In Ländern, die von Armut betroffen sind, entbinden die meisten Frauen ohne die Hilfe eines Arztes oder einer Hebamme. Kommt es zu Komplikationen während der Geburt, kann das lebensbedrohlich für Mutter und Kind werden. Meist ist dann der Weg zum Krankenhaus zu weit, damit Mutter und Kind versorgt werden können.
Auch die fehlende Nachversorgung der Mütter (und Babys) macht die Schwangerschaft für werdende Mütter in Entwicklungsländern oft zur Gefahr.
Schwangerenbetreuung
Weltweit stirbt jede Minute eine Frau an den Folgen von Schwangerschaft oder Geburt. Denn viele Frauen bringen ihre Kinder ganz allein zur Welt, oft unter unhygienischen Bedingungen. In unseren Projekten begleiten wir werdende Mütter daher durch ihre Schwangerschaft. Nur 50 Franken sind nötig, um Mutter und Kind sicher zu begleiten.
Für Mutter und Baby: So helfen die Swiss Doctors
Seit 1983 helfen die Swiss Doctors Menschen in Entwicklungsländern, die sich sonst keinen Arzt leisten könnten. In vielen unserer Projekte legen wir den Fokus darauf, die Frauengesundheit in Entwicklungsländern nachhaltig zu beeinflussen – denn jeder Mensch hat das Recht auf ein gesundes Leben.
Mit verschiedenen Maßnahmen vor Ort wollen wir Schwangerschaften für Mutter und Kind sicher machen – und so die Zahl der vermeidbaren Todesfälle weiter reduzieren.
Geburtshilfe: Schwangerschaften sicher begleiten
In einigen unserer Projektregionen ist es üblich, dass Babys ohne ärztliche Begleitung und teilweise unter schlechten hygienischen Voraussetzungen zur Welt kommen. Solche Geburten sind ein hohes Risiko für Mutter und Kind.
Damit eine Schwangerschaft weder für die werdende Mutter noch für das ungeborene Kind zu einer Gefahr wird, müssen Frauen während der Schwangerschaften medizinisch versorgt werden. In unserem Projekt in Kilifi in Kenia legen wir einen besonderen Fokus auf die Schwangerschaftsvorsorge und Geburtshilfe. Dort begleiten unsere Swiss Doctors gemeinsam mit den lokalen Fachkräften zahlreiche Schwangerschaften. So helfen sie:
- Überwachung von Schwangerschaften
- Vorbereitung, Durchführung und Nachbehandlung von Geburten
- Hilfen beim Stillen sowie Schulung hinsichtlich Hygiene und Ernährung
Sichere Unterkünfte für Schwangere
Wir geben Schwangeren eine sichere Unterkunft bis zur Geburt:
- Im Mother Waiting House kommen Schwangere bis zur Geburt unter. Dort erhalten sie täglich eine warme Mahlzeit.
- Im „Half-Way-Home“ kommen Schwangere, die kurz vor der Geburt stehen, unter. Kurz vor der Geburt werden sie ins Krankenhaus überwiesen. In unserem Projekt in Mindoro auf den Philippinen können wir so die Geburten der Mangyanen-Frauen sicher begleiten.
Beratung und Aufklärung
In einigen unserer Projektregionen ist das Leben einer Frau weniger wert als das eines Mannes. Es herrschen patriarchalische Strukturen, in denen viele Frauen und Mädchen aufgrund ihres Geschlechts minderwertig behandelt werden. Nicht selten erfahren sie physische oder sexuelle Gewalt. Immer wieder führen Vergewaltigungen zu ungewollten und frühen Schwangerschaften. Die Swiss Doctors haben es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, mit Workshops und Awareness-Veranstaltungen auf die fehlende Gleichberechtigung aufmerksam zu machen. Nicht nur Frauen und Mädchen, auch Männer und Jungen sollen sensibilisiert werden.
Gleichermaßen wichtig ist es, vor Ort über Familienplanung und Verhütung aufzuklären: Wie kann ich sicher verhüten? Wie funktioniert eine selbstbestimmte Familienplanung? Nur wenn Frauen und Mädchen wissen, wie eine moderne Verhütung funktioniert, können sie ungewollte Schwangerschaften vermeiden.
Hier ist die Genitalverstümmelung besonders stark verbreitet
Weite Verbreitung in den afrikanischen Staaten: In vielen Ländern gibt es bereits Strafgesetze gegen die genitale Verstümmelung von Frauen. Dennoch werden jedes Jahr zahlreiche Mädchen und Frauen genital verstümmelt. Vor allem in den afrikanischen Staaten ist die weibliche Genitalverstümmelung weit verbreitet und damit ein großes Problem. Am häufigsten wird die weibliche Genitalverstümmelung in Somalia, dem nördlichen Sudan, Eritrea, Sierra Leone und Djibouti praktiziert.
Auch in den südlichen Teilen der arabischen Halbinsel, am Persischen Golf ebenso wie in muslimischen Gemeinden in Indien, Malaysia und Indonesien findet die Genitalverstümmelung bis heute Anwendung.
Bei Mädchen verschiedener Altersgruppen
Die weibliche Genitalverstümmelung wird vor allem an jungen Mädchen zwischen dem Säuglingsalter und dem 15. Lebensjahr durchgeführt. Das Alter der Betroffenen variiert regional stark. So werden in Äthiopien und Nigeria Mädchen im Alter von sieben bis acht Tagen beschnitten, während in Somalia, Ägypten und im Sudan Mädchen zwischen fünf und zehn Jahren der Praktik unterzogen werden. In anderen Teilen Ostafrikas findet die Genitalverstümmelung während der Hochzeitsnacht statt. In Westafrika ist es üblich, dass die Verstümmelung während der ersten Schwangerschaft praktiziert wird.
Durch die zunehmende Migration nimmt die Zahl der betroffenen Frauen und Mädchen in Europa, Kanada, Australien, Neuseeland und in den USA ebenfalls zu.
Weitere Arbeitsschwerpunkte
Behandlungsschwerpunkte
Welche Krankheiten sind in Entwicklungsländern besonders häufig? Erfahren Sie hier mehr über unsere Behandlungsschwerpunkte!
Kindersterblichkeit bekämpfen
Erfahren Sie, was wir tun um die Kinder- und Müttersterblichkeit vor allem in Afrika weiter zu senken.
Weibliche Genitalverstümmelung
Obwohl es in vielen Ländern bereits Strafgesetze gegen die genitale Verstümmelung gibt, werden jedes Jahr zahlreiche Mädchen genital verstümmelt.