Häufige Fragen zur Tuberkulose-Erkrankung
Nach Zählungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurden im Jahr 2021 weltweit 6,4 Millionen Menschen mit Tuberkulose diagnostiziert. Allerdings ist die Zahl der unerkannten und folglich unbehandelten Tuberkulosefälle vermutlich gestiegen. Grund dafür ist die Covid-19-Pandemie. Die Zahl der Todesfälle durch Tuberkulose-Infektionen angestiegen. Sie lag im Jahr 2021 bei schätzungsweise 1,6 Millionen. Die Tuberkulose ist damit eine der zehn häufigsten Todesursachen weltweit.
Was ist Tuberkulose?
Die Tuberkulose, auch Morbus Koch genannt - da Robert Koch im Jahr 1882 erstmals den Erreger Mycobacterium tuberculosis beschrieb – ist eine chronisch verlaufende bakterielle Infektion. Verursacht wird sie durch verschiedene Arten der Mykobakterien. Im Grunde kann jedes Organ von Tuberkulose befallen werden. In den meisten Fällen (80 Prozent) jedoch ist die Lunge betroffen, man spricht dann von einer Lungentuberkulose.
Wie wird Tuberkulose übertragen?
Übertragen werden die Keime durch Tröpfcheninfektion. Entsprechend hoch ist die Gefahr einer Infektion in engen, stickigen Slums wie sie z.B. in Kalkutta weit verbreitet sind. Besonders hoch ist die Zahl der Betroffenen unter den Menschen mit einem geschwächten Immunsystem, z.B. durch Mangelernährung oder einer zusätzlichen Infektion mit HIV.
Wie äußert sich Tuberkulose?
Die Anzeichen der Primärtuberkulose weisen viele Ähnlichkeiten zu einer allgemeinen Grippe auf, was es erschwert, diese schon in einem frühen Stadium zu diagnostizieren. Hinzu kommt, dass bei manchen Erkrankten zunächst keine oder nur leichte Symptome auftreten. Zudem sind die Symptome der Tuberkulose sehr vielfältig und hängen damit zusammen, welches Organ betroffen ist. Bei Befall der Lunge kann es zu Husten mit oder ohne Auswurf und Luftnot kommen. Auch eine Hirnhautentzündung mit Wesensveränderungen, Krampfanfällen und Halluzinationen kann Folge einer Tuberkulose sein. Unbehandelt führt sie zu Koma und Tod.
Wie lässt sich Tuberkulose bekämpfen?
Um die Epidemie zu beenden, braucht es wirksame Impfstoffe sowie effektive Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten. Allein dank verbesserter Behandlungsmöglichkeiten wurden zwischen 2000 und 2016 insgesamt 53 Millionen Menschenleben gerettet. Allerdings: Auch wenn die Behandlung von TB unter anderem aufgrund der zunehmenden, schwer behandelbaren Resistenzen gegen Antibiotika lebenswichtig ist und daher dringend mehr in diesen Bereich investiert werden muss – die Epidemie wird durch bessere Behandlungsmöglichkeiten letztlich nicht beendet. Daher sind vor allem mehr Investitionen in die Impfstoffforschung dringend nötig. Der einzige derzeit verfügbare Impfstoff ist bereits fast 100 Jahre alt – entwickelt im Jahr 1921 – und bietet nur ungenügenden Schutz vor einer Infektion. Und somit zählt die Tuberkulose leider weiterhin zu den tödlichsten Krankheiten in Entwicklungsländern.
Tuberkulosebehandlung spenden
In Indien sterben jedes Jahr über 350.000 Menschen an Tuberkulose. Daher konzentrieren wir unsere Arbeit in Kalkutta auf die Bekämpfung dieser Krankheit und unterhalten dort mehrere Spezialkrankenhäuser. Bei einer durchschnittlichen Behandlungsdauer von 6 Monaten kostet es 600 Franken, einen Patienten von seiner Tuberkulose-Erkrankung zu heilen.
Warum sind Entwicklungsländer stärker betroffen?
Die Menschen in den Slums von Kalkutta leben unter katastrophalen Bedingungen. In ärmlichen Behausungen leben häufig viele Personen auf engstem Raum. Oft fehlt es an Strom und sauberem Wasser, wodurch die hygienischen Zustände miserabel sind. Optimale Bedingungen für die schnelle Ausbreitung des TB-Erregers. Hinzukommt, dass viele Slum-Bewohner an Mangel- oder Unterernährung oder Vorerkrankungen leiden, die ihr Immunsystem schwächen und sie extrem anfällig machen für eine Infektion mit Tuberkulose. Hiervon sind besonders Kinder betroffen, weswegen eine besondere Tuberkulose-Hilfe für Kinder notwendig ist.
Angst vor Stigmatisierung
Viele Erkrankte fürchten sich vor einer Stigmatisierung, weswegen sie sich nicht in Behandlung begeben. Die Nachbarn könnten ja sehen, dass man eines der Behandlungszentren aufsucht… Auch das Vertrauen in das staatliche Tuberkulose-Programm ist nicht sehr ausgeprägt. Viele Erkrankte meiden die öffentlichen Krankenhäuser, die sehr überlastet und zudem schlecht ausgestattet sind. Stattdessen suchen sie einheimische „Heiler“ mit fragwürdigen Methoden auf.
Einnahme falscher Medikamente
Zudem ist die Medikamentensicherheit in Indien ein Problem. Medizin – auch Antibiotika – ist auf den Märkten frei verfügbar, ohne jegliche Kontrolle hinsichtlich ihrer Qualität und Echtheit. Oft nehmen Patienten gefälschte Medikamente ein, also solche, in denen der nötige Wirkstoff gar nicht oder in zu geringer Dosis enthalten ist. Dies kann zur Verschlechterung der Krankheitssymptome führen, und schlimmstenfalls zum Tod. Eine weitere mögliche Folge der Einnahme gefälschter Medikamente, insbesondere der von Antibiotika mit zu niedriger Wirkstoffmenge, ist die Ausbildung der gefürchteten Resistenzen. Früher oder später hilft das Antibiotikum dann auch in einer höheren Dosis nicht mehr gegen den Keim. Langzeitarzt in Kalkutta, Dr. Tobias Vogt, behandelt immer häufiger Tuberkulosepatientinnen und -patienten mit multiresistenten Keimen. Bei einigen versagen sämtliche auf dem Markt befindlichen Medikamente und sie sterben schließlich.
Wichtig ist, ein Antibiotikum bis zur vollständigen Heilung einzunehmen. Viele Patienten in ländlichen Armutsregionen und auch in den Slums der Metropolen in Schwellen- und Entwicklungsländern wissen das mangels Bildung nicht, und sie brechen die Einnahme ab, sobald die Symptome abgeklungen sind, auch wenn der Erreger noch im Körper nachweisbar ist. Das ist verständlich, denn wenn das Geld kaum für das nackte Überleben reicht, investiert man es nicht länger als unbedingt notwendig in teure Medikamente, Überlebt der Erreger aber die Behandlung mit einem Antibiotikum, entwickelt er eine Widerstandsfähigkeit, die er weitervererbt (Antibiotikaresistenz). So entsteht multiresistente Tuberkulose.
Wie helfen die Swiss Doctors den Tuberkulosepatienten?
Swiss Doctors ist es wichtig, mit den Einheimischen in Kalkutta zusammenzuarbeiten. Viele der von der Organisation angestellten Übersetzer, Sozialarbeiter oder medizinischen Assistenten sind selbst in den Slums der Großstadt aufgewachsen. Sie kennen die Menschen und Begebenheiten vor Ort, sie sprechen die gleiche Sprache wie die Patienten. Das schafft Vertrauen. Swiss Doctors arbeiten unentgeltlich und nutzen ihren Jahresurlaub oder Zeiten des Ruhestands, um zu helfen. Sie engagieren sich gezielt dort, wo sich viele Menschen keinen Besuch bei einem niedergelassenen lokalen Arzt leisten können – also in den Slums von Millionenmetropolen und in ländlichen Armutsgebieten von Schwellen- und Entwicklungsländern.
Das Tuberkulose-Kontrollprogramm
Die Behandlung der TB-Patienten findet in sogenannten DOTS-Zentren (DOTS steht für: „Directly observed treatment, short-course“) statt. Das Prinzip dahinter: Statt die Medikamente mit nach Hause zu nehmen, erhalten Erkrankte diese in ihrem jeweiligen Stadtteilzentrum unter Aufsicht. So wird sichergestellt, dass sie sie auch wirklich über den nötigen Zeitraum einnehmen und eine nachhaltige Behandlung erfolgt.
Eine nachhaltige Betreuung
Zum Kalkutta-Projekt gehören nicht nur die Behandlung Erkrankter, sondern auch Präventionsmaßnahmen und Bildungsprogramme. Swiss Doctors ist es wichtig, den Menschen für die Zeit nach ihrer Gesundung Perspektiven zu eröffnen. Sie wollen sie befähigen, ihre Lebenssituation nachhaltig zu verbessern. So lernen zum Beispiel in einem eigens gegründeten Frauenzentrum (ehemalige) Patientinnen lesen, schreiben, rechnen, nähen und sticken.
Weitere Behandlungsschwerpunkte
HIV/Aids
Insbesondere in unseren Projekten in Afrika ist HIV/Aids leider noch immer eines der größten Probleme. Hier mehr über das Virus erfahren.
Unterernährung
Unterernährung ist in Entwicklungsländern leider weiterhin ein großes Problem. Erfahren Sie hier mehr über unseren Kampf gegen den Hunger!
Malaria
Der Stich einer kleinen Mücke kann tödlich enden. Malaria gehört zu den gefährlichsten Infektionskrankheiten der Welt. Mehr Infos finden Sie hier.